Überlappende Terminierung

 

Stammdaten


Planungseinheit


Als Planungseinheit wird der "Ort" bezeichnet, an dem ein Arbeitsgang ausgeführt wird. Planungseinheiten können Arbeitsplätze, Maschinen, Arbeitsgruppen sein. Planungseinheiten stellen ein Kapazitätsangebot dar.

Die Planungseinheit wird in PL10/PL11 definiert.

Im Zusammenhang mit der überlappenden Terminierung wurde eine neue Arbeitsplanstruktur erforderlich. Auch die Eigenschaften einer Planungseinheit, insbesondere die Kapazitätsdefinitionen, wurden grundsätzlich überarbeitet. 

Um weiterhin mit vorhandenen Daten und Strukturen arbeiten zu können, besteht bei der Neuanlage einer Planungseinheit die Wahl der Variante.

Das Kapazitätsangebot einer Planungseinheit wird über den zugewiesenen Kalender TK10 und dem dazugehörigem Schicht-/Pausenmodell SM10/TM10 bestimmt. Im Kalender werden die Arbeitstage und im Schicht- und Pausenmodell die Arbeitszeit pro Wochentag festgelegt. 

Die Genauigkeit der Terminierung und die spätere Kapazitätsbelegung wird über die Slot-Größe bestimmt. Als Slot-Größe stehen 5, 15, 30 und 60 Minuten zur Auswahl.

Mit der Handling-Zeit kann ein Zeitpuffer zwischen den Arbeitsgängen geschaffen werden. Bei der Terminierung wird diese Zeit zur Liegezeit hinzuaddiert.
Bei Planungseinheiten mit begrenztem Volumen, wie zum Beispiel einem Ofen, wird die Volumen-Kapazität in m3 hinterlegt. Die Volumen-Kapazität wird als Obergrenze für das Prozessvolumen bei Prozess-Arbeitgängen berücksichtigt.

Die Checkbox "Kz. Engpass" markiert die Planungseinheiten, an denen sich eine automatische Terminfindung orientiert. Bei Engpässen wird in der Kapazitätsplanung gegen endliche Kapazität geplant.

Durch das Kennzeichen "Geisterschicht erlaubt" werden Arbeitsgänge auch über das Schichtende hinweg fortgeführt.

Arbeitsplan


Im klassischen Arbeitsplan werden arbeitsplatzorientiert Arbeitschritte für einen Arbeits- oder Herstellungsprozess festgelegt. Neben dem Arbeitsplatz (Planungseinheit) und Arbeitsschritt (Arbeitsgang), wird die geplante Dauer (Rüstzeit(tr) und Stückzeit(te+tm)), sowie Liege-, Transport- und Durchlaufzeit hinterlegt.

Die Abfolge der Arbeitsschritte bildet dabei den Herstellungsprozess ab und die Dauer des Gesamtprozesses ist die Summe der einzelnen Arbeitsschritte.

Beispiel eines Arbeitsplan in der zerspanenden Teilefertigung:

Arbeitsfolge

ArbeitsgangPlanungseinheit

tr
in min

te
in min

tm
in min

DLZ
in Tg

LZ
in Tg

Losgröße

5

Zusägen

Kappsäge

5

2


0,1

0

1

10

entgraten

Handarbeitsplatz


1


0

0

1

15

fräsen

Fräszentrum

15

5

10

0,5

0

1

20

Tieflochbohren

Lehrenbohrwerk

15

5

15

1

0

1

25

schleifen

Flachschleifmaschine

10

5


0,5

0

10

30

waschen

Waschanlage

0

1

5

0,5

0

5

40

lackieren

Lackieranlage

15

5


1

0,5

2



Summen

60

24

30

3,6

0,5


Die Prozesszeit eines Arbeitsgangs wird nach der Formel tr + (te+tm)*menge +LZ berechnet.

In diesem Beispiel beträgt die Summe der Rüstzeiten 60 min und die Summe der Fertigungszeiten 54 min bei einer Produktionsmenge von 1 Stück.

Die Prozesszeit ist für die Kalkulation wichtig. Zur Fertigungsplanung ist sie jedoch nur dann richtig, wenn ein Stück produziert werden soll und die Arbeitsschritte nacheinander abgearbeitet werden müssen. Überlappende Arbeitsgänge oder parallele Abarbeitung, die die Durchlaufzeit verringern kann, werden nicht berücksichtigt.

Für eine korrekte Terminierung müssen Arbeitsgänge differenzierter beschrieben werden.

Grundlagen Arbeitsgang


Anders als beim klassischen Arbeitsplan beschreibt ein Arbeitsgang immer nur einen Vorgang. So wird das Rüsten einer Planungseinheit, wie auch der Transport zwischen zwei Arbeitsgängen in einem Arbeitsplan durch eigene Arbeitsgänge beschrieben. Die Eigenschaft eines Arbeitsgangs wird im Feld "Arbeitsgang-Typ" festgelegt.

Arbeitsgang-Typ


TypBezeichnungBeschreibung
00Normalarbeit

Dieser Arbeitsgang-Typ beschreibt einen wertschöpfenden Arbeitsschritt, die Fortschrittsmengen werden gemeldet. Das Kennzeichen Prozess-Arbeitsgang steuert, wie die Prozesszeit eines Arbeitsgangs berechnet wird.

01automatische AG-MeldungEntspricht der Normalarbeit. Die Forschrittmenge wird durch die nachfolgende Arbeitsfolge gemeldet.
02Programmierungsiehe auch automatischer Programmierarbeitsgang
10Transport - AGDiese Arbeitsgang unterstützt die innerbetriebliche Logistik zwischen zwei Arbeitsfolgen und wird im Fertigungsprozess gemeldet, siehe auch Transportschein/-liste.
12autom. Transport-AG

Diese Arbeitsgang unterstützt die innerbetriebliche Logistik, muss aber nicht gemeldet werden. Der Arbeitsfortschritt erfolgt durch Buchung der vorangegangen Arbeitsfolge.

20Rüsten

Dieser AG-Typ ist mengenunabhängig. Bei der Terminierung spielt der AG-Typ nur bedingt eine Rolle (als erste Arbeitsfolge, Umrüsten innerhalb eines Fertigungsprozesses) .

Abrüst-Vorgänge müssen gekennzeichnet werden.
 

30PrüfarbeitsgangBei einem Prüf-Arbeitsgang wird bei der Abmeldung ein Prüfergebnis mitgeben. Bei OK wird ein Arbeitsfortschritt gebucht. Bei einem negativen Prüfergebnis ist eine Begründung erforderlich, welche in BEG10 gepflegt wird. Das Prüfergebnis wird in einer Tabelle (pergtab) festgehalten.
40geplante AG-VarianteEine geplante Arbeitsgang-Variante ist ein Arbeitsgang, welcher aus mehreren alternativen Arbeitsgang-Varianten (Typ 44) ausgewählt und eingeplant wurde.
44alternative AG-VarianteAlternative Arbeitsgang-Varianten sind Arbeitsgänge, die gleichberechtigt mit anderen Arbeitsgang-Varianten existieren. Im Laufe des Fertigungsprozesses fällt die Entscheidung für eine der Varianten. Diese wechselt den AG-Typ zu 40 "geplante AG-Varianten".
80externer AGArbeitsgang der nicht im Haus getätigt wird (verlängerte Werkbank)
99alternativer AGArbeitsgang der als Alternative eingepflegt wird. Die Zeiten werden für die Terminierung nicht berücksichtigt.

Pflege Arbeitsplan


Die Pflege des neuen Arbeitsplanschemas erfolgt über AP10 → Neuanlegen.

Auch hier muss die "neue Dialog-Variante" gewählt werden.

Die Tabelle zeigt, wie obiges Beispiel in der neuen Struktur gepflegt wird.

Arbeitsfolge

ArbeitsgangArbeitgang-TypProzess-AGPlanungseinheit

te
in min

LZ
in Tg

Überlappungsmenge
/Prozessmenge

5

Rüsten

20 Rüsten


Kappsäge

5



10

Zusägen

00 Normalarbeit


Kappsäge

2


1

15

entgraten

00 Normalarbeit


Handarbeitsplatz

1


1

20

rüsten

20 Rüsten


Fräszentrum

15



25

fräsen

00 Normalarbeit


Fräszentrum

10


1

30

rüsten

20 Rüsten


Lehrenbohrwerk

15



35

Tieflochbohren

00 Normalarbeit


Lehrenbohrwerk

15


1

40

rüsten

20 Rüsten


Flachschleifmaschine

10



45

schleifen

00 Normalarbeit


Flachschleifmaschine

5


10

50

waschen

00 Normalarbeit

Ja

Waschanlage

5


5

55

rüsten

20 Rüsten


Lackieranlage

15



60

lackieren

00 Normalarbeit


Lackieranlage

5

0,5

2

Aufbau der Terminierung


Grundsätzlich wird zwischen der Durchlauf-Terminierung und der Kapazitätsbelegung unterschieden. Die Durchlauf-Terminierung berücksichtigt alle Arbeitsfolgen, die Einfluss auf die Durchlaufzeit des Fertigungsauftrags haben. So wird der Start- und Endtermin des FA sowie aller für die Durchlaufzeit relevanten Arbeitsfolgen festgelegt. Ein Abrüsten an einer Planungseinheit wird bspw. bei der Durchlaufterminierung ignoriert, wenn der darauffolgende Arbeitsfolge an einer anderen Planungseinheit stattfindet. Für die Kapazitätsbelegung ist der Arbeitsgang aber relevant.

Der Prozessarbeitsgang (kzprozag) unterscheidet sich vom Normalarbeitsgang dahingehend, dass die Prozesszeit nicht für eine definierte Menge, sondern bis zu einer definierten Menge angegeben wird. Die Auftragsmenge bestimmt, wie oft die Prozesszeit benötigt wird. Die Prozessmenge ergibt sich entweder über das Feld “Prozess-Menge“ , oder wenn diese auf 0 steht kann diese über die Volumenkapazität (PLE) und dem Volumen (Artikel) berechnet werden.
Ist auch hier nichts gepflegt, dann wird die Prozesszeit 1-mal berücksichtigt.
Eine Kapazitätsaufteilung wird bei der Terminierung aktuell nicht unterstützt.

Transport-Arbeitsfolgen haben direkten Einfluss auf die Durchlauf-Terminierung, belegen aber keine Fertigungskapazitäten.

Bei Alternativen AG-Varianten wird nur eine Variante einer Gruppierung terminiert. Eine Gruppe besteht aus aufeinanderfolgenden Arbeitsfolgen vom Typ "geplante AG-Variante" (40) und "alternative AG-Variante" (44). 
Folgende Variante wird eingeplant:

  1. längste "geplante AG-Variante" (40); wenn kein Typ 40 in der Gruppe, dann:

  2. längste "alternative AG-Variante" (44)

Bestimmende Größen im Arbeitsgang



BegriffDefinition
Taktmenge

Menge, die in einen Prozess zeitgleich produziert wird. Die Menge ist prozessbedingt gegeben. Bsp.: Spritzguss, Anzahl Nester

teBearbeitungszeit des Arbeitsgang bezogen auf "Zeitenfaktor Menge" oder bei Prozess-AGs auf die Prozess-Menge
Fertigungseinheit FE

Die Fertigungseinheit wird bei Normalarbeit durch die Überlappungsmenge bestimmt.

 Beim Prozessarbeitsgang entspricht die Fertigungseinheit der Prozesszeit te.

Prozesszeit PZ

Die Prozesszeit ist die komplette Wertschöpfungszeit des Arbeitsgangs. Bei Normalarbeit ergibt sie sich direkt aus der Bestellmenge.

Beim Prozessarbeitsgang wird die Prozesszeit aus den erforderlichen Prozessdurchläufen gerechnet.

Liegezeit LZ

fixe Zeit, die auf die Tätigkeit aufgeschlagen werden muss (Bsp. Lack trocknen) 

Prozessduchlaufzeit DLZ

Die benötigte Zeit für den Arbeitsgang.

Durchlaufschema der Normalarbeit


Die Bestellmenge eines Fertigungsauftrags wird in einem Arbeitsgang durch die Überlappungsmenge in Fertigungseinheiten unterteilt. Die Fertigungseinheit stellt eine sinnvolle Losgröße dar und bestimmt somit, wann mit dem nächsten Arbeitsabschnitt begonnen werden kann (tx).

Durchlaufschema Prozess-Arbeitsgang


Beim Prozessarbeitsgang bestimmt die Prozessmenge, wie oft die Prozesszeit benötigt wird.

Durchlaufschema eines Fertigungsauftrags


Der Zeitbedarf eines Fertigungsauftrags ergibt sich durch sinnvolle Verkettung der einzelnen Arbeitsfolgen.

Die Durchlaufterminierung berücksichtigt die Wechselwirkung zweier aufeinanderfolgende, wertschöpfenden Arbeitsgänge. Folgt ein "längerer" Arbeitsgang (2. Arbeitsfolge) auf einen "kurzen" (1. Arbeitsfolge), dann richtet sich der Startpunkt der 2. Arbeitsfolge am Ende der ersten FE der 1. Arbeitsfolge aus.

 Im umgekehrten Fall (2. Arbeitsfolge ist kürzer als die 1.) richtet sich der Startpunkt der FE der 2. Arbeitsfolge am Ende der 1. Arbeitsfolge aus.

Bei Prozess-Arbeitsgängen wird neben der Fertigungseinheit auch die Menge berücksichtigt. In diesem Beispiel wartet der nachfolgende Prozess-AG auf die entsprechende Menge.

Bei sich ändernden Planungseinheiten zwischen zwei Arbeitsfolgen werden Rüstarbeitsgänge vor oder nach der wertschöpfenden Arbeitsfolge eingefügt und können maximal den Beginn der Durchlaufterminierung beeinflussen.

Transport Arbeitsgänge verschieben den Start der nächsten Arbeitsfolge und können auch das Ende der Durchlaufterminierung beeinflussen.

Kapazitätsangebot


Die Kapazität einer Planungseinheit (Maschinenressource) wird in Slots verwaltet. Über die Slotgröße, den Kalender und Schicht-/Pausenmodell wird ein Kapazitätsangebot pro Kalendertag generiert.


Bei der Durchlaufterminierung wird die berechnete Zeit immer auf ganze Slots gerundet und der Startpunkt einer Arbeitsfolge wird immer zu einem Arbeitszeit-Slot terminiert. Das Ende kann, wenn es in der Planungseinheit freigeschaltet ist, auch nach dem Schichtende sein.